Eine Reise um die Welt – 70 Länder auf 6 verschiedenen Kontinenten
Sie kündigte ihren Job, verließ ihre Wohnung und kaufte sich einen alten VW-Camper. Allein und mit ihren sieben Sachen begab sie sich auf die ungewisse Reise. Auf in ein Leben ohne Verpflichtungen, Stress und Terminen. Endlich frei sein. Wünschen wir uns das nicht alle? Sie hat ihren Traum verwirklicht. Ute Kranz bereiste alleine bereits 70 Länder auf 6 verschiedenen Kontinenten. Im Interview stellen wir euch heute die Frau vor, die sich überall auf der Welt wie zuhause fühlt und wahrscheinlich mehr Abenteuer erlebt hat, als Indiana Jones.
Liebe Ute, was hat dich dazu bewegt, in die große weite Welt aufzubrechen?
Die Reise-Leidenschaft hat mich schon seit vielen Jahren fest im Griff und je mehr ich in der vergangenen Zeit unterwegs war, umso stärker habe ich mich im normalen Alltag zu Hause eingeengt gefühlt und diese unendliche Freiheit in der Ferne vermisst. Ich wusste zwar schon länger, dass ich gerne alles hinschmeißen und nur noch reisen würde, andererseits hatte ich keine Lösung, wie ich das finanziell regeln könnte. Also gründete ich prophylaktisch schonmal einen Reiseblog, mit dem ich bei entsprechendem Erfolg ggf. später Geld verdienen und zugleich weiterhin reisen könnte. Der Auslöser für meine Entscheidung – in Deutschland alle Zelte abzubrechen – war dann letzten Endes ein Schlüsselmoment auf Hawaii. Ich lernte dort einen obdachlosen Surfer kennen und stellte für mich fest: Wenn er es schafft, ohne Geld an so einem traumhaften Fleckchen Erde zu leben, dann schaffe ich das auch! »Und selbst wenn alle Stricke reißen, gibt es immer eine Lösung!«, versicherte er mir. Als ich nach Hause kam, habe ich direkt mit einer zehnmonatigen Frist gekündigt und bin nun seit inzwischen 8 Monaten in der Welt unterwegs.
War es dir schon immer wichtig, eine unabhängige Frau zu sein?
Vor allem die finanzielle Unabhängigkeit hat bei mir schon früh einen großen Stellenwert eingenommen, da ich weder jemandem Rechenschaft für meine Einkäufe ablegen noch das Gefühl haben wollte, dass ich jemandem etwas schuldig bin. Im Laufe der Jahre habe ich dadurch sehr gut gelernt mit Geld umzugehen, mich um meine private Altersvorsorge zu kümmern und für den Krankheitsfall bestens abgesichert zu sein. Es ist zwar ein schönes Gefühl, sich auf den Partner oder die Familie verlassen zu können, aber ich für meinen Teil habe mein Leben dennoch ganz gern selbst unter Kontrolle.
Du hast deinen Job gekündigt, deine Wohnung verlassen, deine Zelte abgebrochen… Hattest du keine Bedenken oder Angst, dass etwas schief gehen könnte?
Nach der endgültigen Entscheidung, mich von meinem Besitz und meiner Bleibe zu trennen, hatte ich zwar keine Zweifel mehr, dass es die richtige Entscheidung war, aber trotzdem haben mich in den zehn Monaten zwischen Kündigung und Aufbruch unzählige Zweifel heimgesucht: Werde ich Heimweh haben? Was ist, wenn ich es mir doch nicht so gut gefällt wie ich dachte? Was passiert im Falle einer Krankheit? Wie wird es finanziell weitergehen ohne regelmäßiges Einkommen? Wie lange werde ich von meinem Ersparten leben können? – Inzwischen sind 8 Monate vergangen und bisher ist kein einziger dieser Punkte eingetreten.
Wohin ging deine erste Reise?
Obwohl es mich eigentlich immer in die weite Ferne zieht, habe ich mich zunächst für eine Reise durch Nordeuropa entschieden. Ich kaufte mir einen alten VW-Camper und fuhr in zehn wunderschönen Wochen durch England, Irland, Dänemark, Norwegen und Island. Das Campen war für mich eine völlig neue Erfahrung und ist eine Reiseart, die ich sehr zu schätzen gelernt habe. Mehr Freiheit geht nicht!
Wie finanzierst du deinen Traum, wie hältst du dich über Wasser?
Bereits vor ein paar Jahren habe ich damit begonnen, Geld für den Fall einer Weltreise beiseite zu legen. Mit diesem finanziellen Polster und dem Erlös aus dem Verkauf meiner Sachen wollte ich mir zunächst ein entspanntes Jahr ermöglichen und während dieser Auszeit darüber nachdenken, wie ich mir mein zukünftiges Leben vorstelle, wo meine Prioritäten für ein erfülltes Leben liegen und wie ich obendrein meine Hobbys zum Beruf machen kann. Inzwischen zeichnen sich bereits einige Projekte ab, mit denen ich zukünftig Einkünfte (teilweise über meinen Blog) erzielen kann.
Was war deine aufregendste Reise?
Schwer zu sagen, aber extrem spannend war definitiv die Mongolei und die anschließende Fahrt mit der Transsibirischen Eisenbahn nach Irkutsk/Russland zum Baikalsee. Auf dieser Reise habe ich die größte Anzahl extremer Kulturschocks erlebt, die mir immer und nachhaltig in Erinnerung bleiben werden. Aufregend waren aber auch z. B. meine Reisen nach Tibet und Feuerland.
Welches Reiseziel wird deiner Meinung nach am meisten unterschätzt?
Das ist aus meiner Sicht eindeutig Südkorea, das sich seltsamer Weise keiner so großen Beliebtheit erfreut. Dabei hat es eine tolle Kultur, hervorragendes Essen und nicht zu vergessen eine wunderschöne Kirschblütenzeit. In der Hauptstadt Seoul trifft man auf eine spannende Mischung aus hochmoderner Großstadt mit hervorragenden Restaurants, stylishen Cafés, Nachtmärkten, einer großen Anzahl Kunstgalerien und wiederum einer Menge jahrhundertealter Tempel und Traditionen. Meines Erachtens definitiv eine Reise wert!
Welches Reise-Erlebnis wird dir immer im Kopf bleiben?
Eigentlich etwas gar nicht so Spektakuläres, aber als eines meiner ersten Erlebnisse allein unterwegs dennoch außergewöhnlich war ein Homestay im Hochland Vietnams, wo ich mit einer alten Dame den ganzen Tag und Abend zusammen verbracht habe, ohne dass wir eine gemeinsame Sprache hatten. Und doch haben wir uns über viele Stunden lang super verstanden. Übrigens eines der Punkte, die das Alleinreisen so besonders machen.
Welches war dein schlimmstes Erlebnis auf einer deiner Reisen?
Ehrlich gesagt fällt mir trotz längeren Überlegens kein schlimmes Erlebnis ein, was aber daran liegen könnte, dass ich immer versuche, auch nicht so schönen Situationen etwas Gutes oder einen Sinn abzugewinnen. Mehr und mehr stören mich allerdings inzwischen Situationen, in denen ich unterwegs Tierquälerei zu Gunsten sensationshungriger Touristen miterlebe.
Gab es ein Land, in dem du dich nicht wohl gefühlt hast?
Nein.
Wie lange bleibst du in den verschiedenen Ländern? Hast du ein Land, das dir besonders ans Herz gewachsen ist?
Die Dauer einer Reise hängt sehr stark von verschiedenen Faktoren ab wie z. B. Größe des Landes, Jahreszeit, Sehenswürdigkeiten, Infrastruktur, Wohlfühlfaktor und natürlich auch meiner eigenen zur Verfügung stehenden Zeit. Es gibt mittlerweile einige Länder, die ich immer und immer wieder besuchen könnte, wozu zum Beispiel Nepal, Indien, Jordanien und verschiedene Länder Latein- und Südamerikas gehören. Ich liebe fremde Kulturen, außergewöhnliche Landschaften und authentische Gastfreundschaft, die eine Reise immer zu etwas ganz Besonderem werden lassen.
Wie soll deine Zukunft aussehen? Wo siehst du dich in 10 Jahren?
Ich könnte mir vorstellen, dass das intensive Reisen im Laufe der Zeit etwas nachlassen wird und ich mir irgendwo einen schönen Platz suchen werde, wo es sich angenehm leben lässt. Bestenfalls mit einem netten Mann und zwei Hunden irgendwo in einem Bungalow in Strandnähe. Könnte aber genauso gut sein, dass ich mich in einem Entwicklungsland an einem sinnvollen, sozialen Projekt beteilige. Das Reizvolle am Leben ist doch eigentlich, dass man sich jeden Tag vom Schicksal überraschen lassen kann und nicht bereits sein ganzes Leben bis zur Rente durchgeplant hat.
Hast du für unsere Leserinnen einen Geheimtipp, was Reisen betrifft?
Jeder Frau würde ich empfehlen, mindestens ein Mal im Leben eine Reise alleine anzutreten. Dadurch kann sich so vieles verändern und bringt zudem meist neue Impulse mit sich, mit denen man im Vorfeld nie gerechnet hätte. Mein Leben hat sich durch das Alleinreisen in vielerlei Hinsicht extrem positiv entwickelt und nicht zuletzt dazu geführt, dass ich nun auf einer solch tollen Plattform wie dieser zu einem Interview gebeten werde. Vielen Dank dafür!
Wenn Sie mehr über Ute erfahren möchten oder Fragen zu ihren Abenteuern haben, schauen Sie doch auf Utes Seite vorbei: Bravebird
Schööönes Interview, liebe Ute!
<3
LG, Simone