Schlafstörungen – Ursachen und Hilfe
Guten Abend, gute Nacht Melatonin
Schlafstörungen sind heutzutage ein großes Thema in den Praxen. Hier gilt es – wie immer – die Ursache zu suchen, denn Schlafmittel sind nicht „ohne“. Eine abgestimmte Diagnostik von Stressfaktoren und Hormonen ist sinnvoll.
Um welche Hormone handelt es sich da?
Hauptsächlich um die beiden Gegenspieler Melatonin (nacht-aktiv) und Cortisol (tag-aktiv) aber auch Schilddrüsen und Geschlechtshormone spielen nur in Harmonie das erholsame Schlaflied.
Melatonin ist nicht nur als das natürliche „Schlafhormon“ bekannt, es kann noch mehr: Es stärkt unser Immunsystem, unterstützt die Gehirnfunktionen, reguliert den Blutdruck und schenkt unserem Körper die nötige Regeneration. Wenn es abends dunkel wird, steigt Melatonin an, hat nachts seinen höchsten Stand und sinkt morgens ab, wenn wir erwachen. Ist der Melatoninspiegel abends oder nachts zu niedrig, so verhindert dies das Einschlafen und fördert das nächtliche Aufwachen.
Aber sein „heller“ Gegenspieler, das Cortisol, ist ebenso wichtig für unser Wohlbefinden. Cortisol ist verantwortlich für die alltäglich Leistungsfähigkeit. Sowohl zu niedrige (am Tag) als auch erhöhte Cortisolwerte (in der Nacht) können zu Schlaflosigkeit führen. Bei Einschlaf- und Durchschlafstörungen bietet es sich an, Melatonin und Cortisol über einen einfachen und bequemen Speicheltest zu prüfen.
Gibt’s da auch was Pflanzliches?
Ja einiges… hier stelle ich Ihnen den Baldrian als Talent vor. Altbekannt aber auch altbewährt? Ja, Baldrian kann helfen. Er hat schlaffördernde Wirkung, erhöht die Schlafbereitschaft aber erzwingt nicht den Schlaf, wie viele allopathischen Schlafmittel mit den bekannten Nebenwirkungen. Außerdem wird Baldrian gern bei leichten nervösen Störungen sowie Unruhe auch tagsüber eingesetzt. Diese Eigenschaft hilft uns Stresssituationen besser zu bewältigen und kann für mehr Gelassenheit sorgen. Vielen meiner Patientinnen bietet der Baldrian eine Stütze bei leichten Angstzuständen, wie sie manchmal in den Wechseljahren plötzlich und unerwartet auftreten. Baldrian unterstützt auch die Entspannung der Muskulatur und findet daher bei Magen-Darmkrämpfen, Menstruationsbeschwerden und Reizblase seinen Einsatz.
Aber: Nicht alle Menschen sprechen gleich gut auf Baldrian-Präparate an, bei manchen zeigen sich sogar entgegengesetzte – aufputschende – Wirkungen. Das hängt mit der ausreichenden Dosierung zusammen. Laut Experten ist eine tägliche Menge von ca. 900 mg für eine erfolgreiche Wirkung nötig. Die Einnahme gilt als sicher und gut verträglich (bitte dennoch Packungsbeilage beachten).
Worauf Sie noch achten sollten, wenn Sie sich selbst ein Präparat besorgen: Das Mittel sollte ausreichend dosiert und aus Baldriantrockenextrakt hergestellt sein. Ein wichtiges Qualitätskriterium ist, dass als Extraktionsmittel Alkohol – entweder Methanol oder Ethanol – verwendet wird. Wegen eines schädlichen Inhaltsstoffes sollte indischer und mexikanischer Baldrian (Valeriana wallichii und Valeriana edulis) nach Einschätzung der Kommission E nicht verwendet werden.
Mein Tipp: Eine muskelentspannende Wirkung erzielt Baldrian besonders wohltuend in Vollbädern. Beenden Sie einen stressigen Tag indem Sie 100 Gramm des Baldrian-Wurzelstocks in 2 Litern Wasser 10 min. köcheln lassen, anschließend abseihen und das Bad bei etwa 34 bis 37° Celsius für 10 bis 20 Minuten genießen. Wer mag kann noch eine Duftlampe mit Lavendel, Melisse, Palamrosa, Bergamotte oder Petitgrain nutzen. Und wenn Sie gemeinsam mit dem Partner entspannen, sorgt Sandelholz für eine kuschelige Atmosphäre.
Expertin für Frauengesundheit, Andrea Mohr
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