Die Schilddrüse – Sprachrohr unseres Körpers
In den letzten Jahren verzeichnen wir einen stetigen Anstieg der Schilddrüsenerkrankungen insbesondere der weiblichen Schilddrüsenunterfunktion oder der Autoimmunerkrankung Hashimoto. Worin liegen die Ursachen? Anschließend einige Erfahrungswerte, zuerst aber generelle Dinge:
Die Schilddrüse ist nicht der Funktionsort der Schilddrüsenhormone, sondern nur die Produktions- und Speicherstätte. Der effektive Funktionsort für T3 und T4 (die Schilddrüsenhormone selbst) ist jede einzelne Körperzelle, die Schilddrüsen-Rezeptoren besitzen. Daher sind die Symptome so vielfältig.
Warum die Bestimmung des TSH-Wertes nicht ausreicht
Die idealen Laborwerte zeigen ein TSH (das schilddrüsenstimulierende Hormon aus der Hypophyse) bei 0,5 – 2,0 mU/l. Die freien Schilddrüsenhormone fT3 und fT4 (Verhältnis 1:3) sollten sich etwa im oberen Drittel der Messwerte bewegen. Biologisch wirksam ist nur die freie Fraktion. Quantitativ macht die T3-Wirkung ein mehrfaches der T4-Wirkung aus. Lassen Sie sich ebenfalls 1x jährlich die Antikörper bestimmen (TPO-AK, Tg-AK, TSH-AK). Einmal negativ bedeutet nicht immer negativ. In Veränderungssituationen des Lebens können ähnliche Veränderungen an unseren Drüsen hervorrufen.
Die alleinige Betrachtung des TSH-Wertes ist meiner Meinung nach nicht aussagekräftig, da er aufgrund von Stress, Hormonschwankungen oder Ernährung stark schwanken kann. Laborwerte dienen meist zur Absicherung und Klärung der Symptome. Aber gerade bei Hormonbestimmungen sind die Ergebnisse tagsabhängig stark schwankend durch äußere Einflüsse wie Stress, Vitaminmangel, Infekte etc. Ein ganzheitliches Bild besteht immer aus Werten, Symptomen, Umwelteinflüssen und der Ursache.
Zu den möglichen Zusammenhängen einer Schilddrüsenstörung:
Stress und Nebenniere
Die Schilddrüse reagiert sehr empfindlich auf Stressreize. Das aus den Nebennieren freigesetzte Cortisol (der Körper benötigt viel Cortisol, um mit anfallendem Stress fertig zu werden) hemmt die Umwandlung von T4 in T3. Da T3 aber das aktive Hormon ist, wird somit der Stoffwechsel abgebremst. Auch die Ausschüttung von TSH aus der Hypophyse wird durch Cortisol verhindert. Bei dauerhaft hohem Stresslevel, beginnt der Körper auf Cortisol nicht mehr adäquat zu reagieren, was zur Folge hat, dass die Regulation auf Hochtouren läuft und die Nebennieren erschöpfen.
Eierstöcke
Die Schilddrüsenhormone stehen in engem Zusammenhang mit den Geschlechtshormonen. Hohe Testosteron- u./o. Östrogenspiegel drücken das Progesteron runter. Das Progesteron geht jedoch gern eine Beziehung mit den Schilddrüsenhormonen ein. Es verbessert die Signalwirkung der Schilddrüsenrezeptoren sowie deren Enzymproduktion (TPO). TPO ist wiederum für die Herstellung von T4 verantwortlich. Fazit: Ein Mangel an Progesteron führt zu einer verminderten Produktion von T4.
Für viele Frauen interessant: Progesteron regt den Stoffwechsel an und hilft Fett zu verbrennen, unterstützt die Schilddrüse und erhöht die Körpertemperatur (siehe unter „mein Tipp“).
Haben Sie eine starke Menstruationsblutung u./o. einen Eisenmangel? Das Enzym TPO (für die Herstellung T4) benötigt Eisen.
Darm
Wurden in einem Stuhltest Entzündungen an der Darmschleimhaut u./o. eine Durchlässigkeit der Dünndarmwand festgestellt, können Substanzen (Bakterien, Nahrung etc.) ungehindert diese Wand passieren und ins Blutsystem gelangen. Unser Immunsystem erkennt diese Substanzen als Eindringlinge und eine Allergie oder noch schlimmer eine Autoimmunerkrankung kann entstehen. Gerade bei Hashimoto-Patientinnen wurden diese Zusammenhänge festgestellt (Glutenintoleranz).
Chronische Virusinfektionen
Viele Viren nisten sich in unserem Körper ein und schaffen es, unser Immunsystem auszutricksen (Herpes, Epstein-Barr, Coxackie, Cytomgalie u.v.m.). Es entstehen chronisch virale Belastungsherde, die aufflackern, wenn der Körper geschwächt ist. Gerade das Epstein-Barr-Virus spielt bei autoimmunen Erkrankungen mit und steht sogar in Verdacht einige davon auszulösen. Hashimoto-Patientinnen sollten sich auf diese Viren testen lassen.
Die Sprache der Schilddrüse
Wie der Name schon sagt, die Schilddrüse bildet einen Schild. Ein „Kommunikations-Schild“.
Wie wir uns sprachlich ausdrücken, ob uns etwas nicht über die Lippen kommt, oder uns etwas die Sprache verschlägt, all das gehört zum Thema der Schilddrüse. Denken Sie an ein typisches Symptom: der berühmte Kloß im Hals. Gab es Demütigungen, Abwertungen? Frauen neigen dazu, ihre Bedürfnisse oft zurückstellen. Schweigen, bis der Druck im Hals stecken bleibt…
Schilddrüsenprobleme geben uns einen Hinweis auf fehlende Kreativität, Selbst-Liebe und Selbst-Ausdruck. Stellen Sie sich einmal die Frage: „Wo und wie verwirkliche ich mich? Was würde ich schon längst gerne einmal sagen und wem?“ Die Schilddrüse und Ihre persönliche Entwicklung dankt es Ihnen.
Mein Tipp: Führen Sie die Untersuchung Ihrer Schilddrüsenfunktion einfach selbst durch. Mit der axillaren Basaltemperatur-Messung frühmorgens im Bett. Der ideale Wert liegt bei 36,4 – 36,8° C (bei Frauen in der 2. Zyklushälfte sogar bei 37,2 – 37,4). Liegt die Temperatur darunter, ist dies ein Anhaltspunkt für eine Unterfunktion. Aber auch Jodmangel kann eine Ursache dafür sein.
Haben Sie Fragen rund um das Thema Schilddrüsenerkrankungen? Schreiben Sie uns gerne!
Ihre Expertin für Frauengesundheit, Andrea Mohr
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