Krankheit Internet – Weshalb wir uns kranker machen, als wir sind

Über die Suche nach Symptomen im Internet und darüber, wie krank uns das macht.

Kennen Sie das? Man fühlt sich unwohl, hat gesundheitliche Beschwerden und kann sich nicht erklären, wo diese her kommen? Dann sind Sie nicht alleine. Denn sicherlich jeder Mensch auf dieser Welt hatte oder hat des öfteren diffuse Beschwerden, die sich nicht sofort einordnen lassen.

Zum Arzt gehen wäre bei Beschwerden eine Option, aber viele scheuen davor bei jedem Wehwehchen direkt zum Onkel Doktor zu gehen. Denn auch der weiß ja bekanntlich nicht immer Rat und das volle Wartezimmer wird auch gerne vermieden.

Viel einfacher scheint es bei Symptomen das Internet zu fragen. Schließlich wird es doch bestimmt andere Menschen geben die ähnliche Beschwerden haben und wissen, was zu tun ist. In der heutigen Zeit gibt es online sogar ärztliche Beratungen die leidgeplagte in Anspruch nehmen können. So weit, so gut.

Die Vorgehensweise ist sogar verständlich – liegt es doch in der Natur des Menschen alles sofort wissen zu wollen ohne viel Zeit zu verlieren. Doch das die Suche im Internet noch mehr Zeit in Anspruch nimmt und dazu noch in den meisten Fällen zu keinem Ergebnis führt, das Bedenken Online-Patienten nicht.

Das Suchen von Symptomen, das Lesen von Artikeln und stöbern in Foren nach Mitleidenden nimmt nämlich viel mehr Zeit in Anspruch, als ein Besuch beim Arzt. Während der Arzt durch jahrelange Erfahrung oft schon nach erster Schilderung der Beschwerden eine Tendenz hat oder einen Behandlungsplan erstellen kann, ist die Suche nach der Ursache der Symptome im Netz eher ein „Rätselraten“.

Etliche Krankheiten passen auf die gesuchten Symptome und mögliche Erklärungen der Beschwerden beängstigen den Patienten meist mehr, als sie ihn weiterbringen. User im Netz mit denen der Online-Patient in Kontakt tritt können zwar viel Empathie aufbringen, sind aber meist so besorgt, dass sie dem Leidenden wegen der „gefährlichen“ Beschwerden zu einem Rundum-Check raten, bevor es zu spät ist.

Nach tagelanger Suche im Internet ist es dann soweit: Der Besuch beim Arzt ist nicht mehr zu umgehen. Jetzt tritt man dem Arzt aber nicht nur mit diffusen Beschwerden entgegen sondern mit der Erkenntnis, dass es wohl bald zu Ende gehen wird. Eine düstere Miene, das Herz schlägt bis zum Hals… Wenn der Online-Patient sich fragt: „Wann wird er mir wohl von der unheilbaren Krankheit berichten“? Anspannung, bis der Arzt mit der Diagnose:“Idiopathische Schmerzen“ Entwarnung gibt und alle Bluttests und Scans „o.B.“ verliefen.

Das Ende vom Lied ist ein von den vielen abwegigen Selbst-Diagnosen des Patienten genervter Arzt und ein glücklicher Patient dessen Schmerzen nun wie weggeblasen sind und sich selbst schwört, nie wieder nach Symptomen im Internet zu suchen. Bis er auf dem Heimweg in sich „hinein horcht“ und eine beunruhigende Entdeckung macht, die abgeklärt werden sollte.

Noch mal zum Arzt? Alle Bluttests waren doch unauffällig? Vielleicht haben sie einen Fehler gemacht? Können falsche Diagnosen so leicht gestellt werden?

Danach sollte ich im Internet suchen. Nur noch danach. Dann nie wieder.

Kommentieren

E-Mail (wird nicht veröffentlicht)