Hormonelle Empfängnisverhütung: Aufklärung ist der Grundstein für selbstbestimmte Entscheidungen nach eigenem Richtigkeitsempfinden
Sean Gregory, Assistenzprofessor für Politik und internationale Angelegenheiten und Direktor des neuen interdisziplinären Gesundheitsprogramms an der Northern Arizona University (NAU) realisierte in diesem Jahr eine groß angelegte, repräsentative Studie, die einen Zusammenhang zwischen der Verwendung hormoneller Empfängnisverhütung bei Studentinnen, einem erhöhten Depressionsrisiko sowie einem höheren Risiko für akademische Leistungsstörungen fand. Insbesondere junge Frauen (18 bis 19), die hormonell verhüten, seien davon betroffen.
Der Zusammenhang zwischen hormoneller Verhütung und Leistungstiefs an der Hochschule
Die Studie, die in der Zeitschrift Psychiatry Research veröffentlicht wurde, verwendete Daten der National College Health Association, die von 350 Universitäten in den Vereinigten Staaten (einschließlich NAU) gesammelt wurden. Gregory befragte die Frauen nach der Wahl ihrer Verhütungsmethode, ihrem Alter, Berichten über Depressionen oder Angstzuständen sowie ihren akademischen Leistungen. Er fand dabei heraus, dass die Frauen, die hormonell verhüteten, tendenziell öfter über Depressionen oder starken Stimmungsschwankungen klagten. Je jünger die befragten Frauen waren, desto größer war gleichzeitig das Risiko, diese Symptome zu entwickeln. Zeitgleich wiesen Frauen mit einem erhöhten Depressionsrisiko auch eine höhere Wahrscheinlichkeit für Probleme mit den akademischen Leistungen auf. „Setzt man all diese Faktoren zusammen, lässt sich ein Zusammenhang zwischen hormoneller Verhütung und Risikofaktoren für die Leistung an der Hochschule erschließen“, so Gregory.
Dieser Befund sei aber keineswegs negativ zu bewerten. Vielmehr sei er eine Gelegenheit, daran anzusetzen und Ärzte sowie Frauen zu ermutigen, einen Diskurs zu schaffen, der bisher offenbar fehle. Es ginge es darum, über dieses potenzielle Risiko zu sprechen, ausreichend Wissen zu vermitteln und über mögliche Alternativen aufzuklären. Das sei der Grundstein für eine selbstbestimmte Entscheidung für oder gegen hormonelle Verhütung nach eigenem Richtigkeitsempfinden, so auch Sabine Kray, Autorin des Buchs „Freiheit von der Pille – eine Unabhängigkeitserklärung“.
Das Problem der gesundheitlichen Gerechtigkeit
Zusätzlich zu eben dieser Sensibilisierung rief die Studie eine weitere, essentielle Frage für die Forscher hervor: die nach gesundheitlicher Gerechtigkeit und weshalb Frauen nach wie vor die gesamte Last der Empfängnisverhütung tragen. „Ich denke, es gibt hier ein echtes Problem hinsichtlich gesundheitlicher Gerechtigkeit“, so der Professor. „Hinzu kommt die historische Last der Familienplanung, die Frauen auferlegt wird. Wir schulden es ihnen, zumindest ein ausreichendes Maß an Informationen über das Verhältnis von Risiko und Nutzen hormoneller Verhütung bereitzustellen und sie nach bestem Wissen und Gewissen individuell zu beraten“.
Auch hierzulande stellen Verbraucherinnen rückwirkend fest, dass bei ihrer Erstverschreibung der Pille kaum bzw. keine Beratung oder Aufklärung stattfand. Kritische Stimmen häufen sich, insbesondere seit Forschungsbemühungen für die Männerpille eingestellt wurden – aufgrund der Nebenwirkungen wie beispielsweise depressiver Verstimmung. Für Millionen Frauen eine Farce. Zu diesem Thema stießen wir auf einen Clip, der eben auf diese paradoxe Lage aufmerksam machen soll. Hintergrundinformationen zu der Kampagne gibt es hier.
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