Schau nicht weg! Brustbügeln in Kamerun

Das Brustbügeln bzw. Brustglätten ist eine vergessene Menschenrechtsverletzung gegen die Rechte der Frau, die sich regional auf Kamerun und die Nachbarregionen beschränkt. Wie alle anderen Verstöße gegen die Frauenrechte handelt es sich auch in diesem Falle um einen Verstoß gegen die Selbstbestimmung, Freiheit und Würde der Frau. Das Problem wird aber vielfach als unwichtig oder geographisch marginal abgetan und auch wenig erforscht. Ich bin aber der Meinung, dass jeder Verstoß gegen die Menschenrechte gleich wichtig ist, unabhängig davon, wie begrenzt seine geografische Verbreitung auch sein mag.
Daher finde ich es sehr wichtig, über das Brustbügeln in Kamerun auch in Europa zu sprechen. Zu glauben, dass die deutsche Öffentlichkeit kein Interesse an so „entfernten“ Themen hat, finde ich auch falsch, denn die Frau ist in allen Kulturen, Ethnien und Religionen Frau und verspürt immer Empathie für die Realität der Frauen in anderen Ländern. Ich finde nicht, dass das Brustbügeln ein Thema ist, das nur im Kreise der Frauenrechtlerinnen bleiben sollte und somit nicht in die Öffentlichkeit dringen darf.

In allen Regionen Kameruns und auch in einigen Grenzregionen wird diese brutale Praxis der Glättung der Brust junger Mädchen dadurch gerechtfertigt, dass man diese vor den Blicken der Männer und somit vor ihrer Gewalt und demzufolge auch vor einer ungewollten Schwangerschaft im jungen Alter außerhalb der ehelichen Gemeinschaft schützen möchte. Es kommt dann noch die soziale Besorgnis um die Weiterführung der Studien von Seiten der jungen Frau dazu. Man rechtfertigt die Verstümmlung ihrer Brust, indem man der Frau vormacht, man würde ihr Karriere und Arbeit ermöglichen, indem man sie vor den Blicken der Männer und somit vor einer unerwünschten Schwangerschaft vor der Ehe bzw. auch vor einer brutalen Vergewaltigung schützt, indem man sie namentlich de-sexualisiert.


 

Bis heute werden zahlreiche junge Frauen im Namen des Schutzes ihrer Jungfräulichkeit in Kamerun verstümmelt, indem man mit heißen Steinen oder Stöcken über ihre wachsenden Brüste fährt, um sie zu „glätten“, was einer Zerstörung der Brust gleichkommt. Für mich persönlich kommt diese Praxis der Genitalverstümmelung der Frau gleich, eine Meinung, die jedoch nicht allgemein geteilt wird, weil viele die emotionale Bedeutung der weiblichen Brust unterschätzen und davon ausgehen, dass die Genitalverstümmelung viel größere Schäden anrichtet als das Brustbügeln. Auch hier würde ich es absolut vermeiden, quantitativ von den Verstößen gegen das Recht der Frau auf Selbstbestimmung ihrer Psyche und ihres Körpers zu sprechen. Für mich gehören Psyche und Körper sehr stark zusammen. Jegliche körperliche Gewalt gegen Frauen zerstört auch ihre Psyche.
Der springende Punkt, um dieser traditionellen Praxis den Kampf anzusagen, besteht für mich darin, der Frau beizubringen, dass ihre Brust nur ihr gehört und sie daher auf keinen Fall verstümmelt werden darf. Kein Mythos und keine Begründung dieser Welt dürfen eine so gravierende Verstümmlung zulassen, welche die Frau auf körperlicher, emotionaler und psychischer Ebene ein Leben lang belastet. Nur muss man auch die Männer der Gesellschaft parallel erziehen, da sonst diese selbstbewussten Frauen, deren Brüste nicht mehr gebügelt werden, auf den Straßen Kameruns vergewaltigt werden. Wer erklärt dann den Familien, warum die Vergewaltigungsrate noch so hoch ist? Wer erklärt einer Mutter, dass die Tochter gerade ohne das Brustbügeln früher begehrt und somit vergewaltigt wurde? Der kamerunische Staat muss sich dringend um eine Gesetzesänderung kümmern und die Strafen gegen die Vergewaltiger verschärfen.


 

Der Begründungsmythos, die Frau durch das Brustglätten vor der Vergewaltigung der Männer zu schützen, ist absolut fehl am Platz, denn er verewigt nur eine Praxis, die in dieser Hinsicht vollkommen nutzlos ist, aber wenn der Staat nichts gegen die Täter unternimmt, dann wird der Begründungsmythos wieder zur Wahrheit für die Menschen, die einfach nur ihre Mädchen schützen möchten. Außerdem ist auch die Abtreibung infolge einer Vergewaltigung in Kamerun immer noch illegal.

Der beste Schutz der Frau gegen die männliche Gewalt muss aber vom Mann und nicht von der Frau kommen. Die Männer müssen lernen, die jungen Mädchen zu respektieren. Sie dürfen nicht davon ausgehen, dass das Wachstum der weiblichen Brüste darauf hinweist, dass die junge Frau bereit für den Geschlechtsverkehr ist und man sie somit einfach „nehmen“ kann, während sie beispielsweise ihren Weg von der Schule nach Hause antritt. Es ist dringend von Nöten, die jungen Männer in Kamerun so zu erziehen, dass ein korrektes Verständnis der Moral und der Sexualität dazu führen, die Frauen in der Gesellschaft zu respektieren und die Gewalt gegen Frauen aus der Welt zu schaffen.

Dazu kann nur ein ethisches und aufgeklärtes Verhalten beider Geschlechter beitragen. Die Sexualität der Frau ist Ausdruck ihrer freien Selbstbestimmung und ihrer Würde. Daher steht es keinem Mann zu, diese Selbstbestimmung zu übergehen und vom körperlichen Erscheinungsbild einer jungen Frau auf das eigene Recht zu schließen, ihren Körper einfach besitzen oder missbrauchen zu dürfen. Wie für die Genitalverstümmelung der Frau wünsche ich mir auch für die brutale Praxis des Brustbügelns viel Aufklärung, Erziehung und Bewusstseinsbildung. Ich wünsche mir eine starke neue Generation kamerunischer Frauen, die sich gegen die Gewalt der Männer behaupten lernt, damit diese Praxis endlich ausstirbt.


 

Es gibt keine Rechtfertigung für eine so furchtbare und schmerzhafte Praxis. Die Mythen müssen dringend durch Erziehung überwunden werden. Und die wichtigste Erziehung ist in diesem Falle die Sexualerziehung in den öffentlichen Schulen. Das Brustglätten ist eine Form der Gewalt gegen Frauen und darf nicht unterschätzt werden, weil es eine geografisch begrenzte Verbreitung aufweist.

Brustglätten bedeutet emotionale, körperliche und psychische Verstümmlung unschuldiger und unwissender junger Frauen, die einfach glauben, es wäre schmerzhaft, aber gut für ihr Leben. Ich möchte daher diesen Frauen eine Stimme verleihen und mich mit dieser Veröffentlichung aktiv für sie einsetzen. Denn diese Gewalt wird von einer Frau zur anderen weitergegeben. Es wird an diese Gewalt geglaubt, da sie die eigene Mutter, Oma oder Tante, Schwester oder ein anderes weibliches Mitglied der Familie der Frau zufügt. Wie bei der Genitalverstümmelung erfolgt die Verletzung der Frauenrechte durch eine Frau.


Vielen Dank an Dr. Phil. Milena Rampoldi von ProMosaik für diesen interessanten und wichtigen Beitrag!

 

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